Ist Musik haram?

Die Frage nach dem Stellenwert von Musik im Islam ist vor allem unter muslimischen Jugendlichen ein kontrovers diskutiertes Thema, was sich insbesondere in den Social-Media-Kanälen beobachten lässt. Auch in Gesprächen mit muslimischen Jugendlichen im schulischen Kontext zeigt sich eine ähnliche Irritation. Aber nicht nur unter Jugendlichen in Deutschland, sondern wenn man sich die Diskussion in islamisch geprägten Ländern anschaut, sieht man, dass die religiöse Bewertung von Musik auch dort zu den umstrittensten Fragen gehört. Aber jetzt zurück zu Deutschland.

Auf TikTok finden sich beispielsweise Videos von bekannten Online-Predigern, in welchen die eindeutige Botschaft vermittelt wird, dass das Hören und Spielen von Musikinstrumenten mit glasklaren Beweisen aus dem Koran und der Sunna, also den Aussagen des Propheten Muhammad, eindeutig verboten sei. Andere Meinungen werden nicht toleriert, sondern sogar mit einer Gegnerschaft zum Propheten und zu Gott gleichgesetzt. Dies führt zu einer Verabsolutierung der eigenen Meinung.

Auf der anderen Seite gibt es offizielle theologische Stellungnahmen religiöser Autoritäten in verschiedenen Ländern, auch in Deutschland, die genau das Gegenteil behaupten. Nämlich, dass Musik und auch das Erlernen von Musikinstrumenten positive und kreativitätsfördernde Wirkungen haben können und deshalb nicht pauschal verboten sind. Erst negative Begleitumstände – wie etwa der Konsum von Alkohol oder sexualisiertes Verhalten – könnten Musik in bestimmten Kontexten bedenklich machen. Auch Inhalte, die zu Gewalt, körperlichem und seelischem Missbrauch oder sexuellem Verhalten aufrufen, diskriminierende Sprache enthalten und damit nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene schädlich sind, können ein Grund dafür sein, dass Musik in bestimmten Kontexten als bedenklich eingestuft wird. Liegen solche Umstände nicht vor, ist das Hören von Musik und auch das Spielen von Musikinstrumenten, sowie das Singen von Liedern erlaubt.[1] In manchen türkischsprachigen Moscheen in Deutschland wird sogar explizit Musikunterricht angeboten, in dem beispielsweise die Rohrflöte (Ney) oder die Bağlama (türkisches Saiteninstrument) erlernt werden können.

Dies sind die beiden gegensätzlichen Positionen, die im aktuellen Diskurs zu finden sind. Die Mehrheitsmeinung ist demnach in Bezug auf Musik sehr differenziert und betrachtet Musik als etwas Neutrales, das positive wie negative Einflüsse auf die menschliche Psyche und das menschliche Verhalten haben kann und daher zwar grundsätzlich erlaubt, aber mit Vorsicht und wohldosiert zu genießen ist. Denn die heutige Musikindustrie hat natürlich nicht das Wohl der Menschen im Sinn, sondern ist profitorientiert und produziert Musikformen und -arten, die bei unbedachtem Konsum sehr viel seelischen und geistigen Schaden anrichten können und daher auch aus religiöser Sicht sehr bedenklich sein können. Ein bewusster Umgang mit Musik ist daher von großer Bedeutung. Laut Statistik konsumiert ein Großteil der Jugendlichen in Deutschland regelmäßig Musik. Statt pauschal alles für verboten zu erklären, sollte eher über eine Musikpädagogik nachgedacht werden, die Jugendliche zu einem bewussteren Umgang mit Musik befähigt. Allerdings ist die Präsenz der Schwarz-Weiß-Maler in den Social-Media-Kanälen viel stärker, so dass die Jugendlichen von diesen Meinungen beeinflusst werden.

Andererseits lässt sich in der heterogenen islamischen Kultur sowie in der rituellen Praxis eine reiche Tradition musikalischer Elemente beobachten. Die Koranrezitation, der Gebetsruf, die religiös-spirituelle Musik (türk. ilahi oder arab. nasheed), die in verschiedenen Maqamat, d. h. Tonarten und Melodien, gesungen wird, stellen hochmusikalische Elemente dar, die in der gesamten islamischen Welt verbreitet sind und von Anfang an Teil der religiösen Praxis waren. Des Weiteren sind auch weltliche Lieder mit unterschiedlichen Inhalten, beispielsweise über alte Heldentaten, die Heimat oder Liebeshymnen, weit verbreitet. Musik wurde zudem im Rahmen therapeutischer Maßnahmen eingesetzt, um eine positive Stimmung zu induzieren. Auch die musikalische Praxis mit Musikinstrumenten blickt in der islamischen Welt auf eine lange Tradition mit regional unterschiedlichen Schwerpunkten zurück. In den eingangs erwähnten Diskussionen über Musik steht vor allem die Verbindung von Musik und Musikinstrumenten im Fokus. Es lässt sich somit feststellen, dass in den vormodernen Werken eine ablehnende Haltung gegenüber Musikinstrumenten vorherrschte, obwohl zu dieser Zeit eine reiche Musikkultur mit eben jenen Instrumenten existierte. Diese Gleichzeitigkeit ist typisch für die islamische Tradition, in der verschiedene Diskurse und Praktiken, die sich teilweise widersprachen, nebeneinander existieren konnten. Thomas Bauer verwendet für die Beschreibung dieses Phänomens den Begriff der „Ambiguitätstoleranz“.[2]

Eine genauere Betrachtung der Aussagen früherer Gelehrter, die Musikinstrumente als bedenklich ansahen, zeigt, dass diese in der Regel kein grundsätzliches Verbot meinten. Vielmehr wurde die Musik aufgrund der potenziellen Begleitumstände präventiv als bedenklich eingestuft. Diese Ambiguität in der Bewertung von Musik eröffnete Freiräume für die kreative Entfaltung von Musik. Sie führte auch dazu, dass z.B. Musikinstrumente nicht im rituellen Bereich oder in der Moschee verwendet wurden, es also keine „Sakralmusik“ im Islam gab, sondern außerhalb des rituellen Bereichs blieben. Dort aber wurden sie in vielfältiger Weise eingesetzt. Dass der rituelle Bereich frei von Instrumenten war, bedeutet nicht, dass Instrumente gänzlich verboten waren. Diese Vielschichtigkeit gilt es zu berücksichtigen, wenn man sich mit diesem Thema beschäftigt. Gegenwärtig wird diese Ambiguität jedoch zugunsten einer Eindeutigkeit in Frage gestellt, sodass bei einigen Gruppierungen eine viel strengere Auslegung zu beobachten ist und dieses Verbot für alle Bereiche ausdehnen. In diesem Kontext stellt sich die Frage, auf welche Begründungen sich die theologischen Positionen zum Konsum von Musik mit Musikinstrumenten stützen.

Gründe für diese Meinungsverschiedenheiten

Der Grund für die unterschiedliche Bewertung der Musik mit Instrumenten liegt zum einen in der unterschiedlichen Auslegung der Offenbarungstexte und zum anderen in der unterschiedlichen Bewertung der Musik und der Situationsdiagnose. Diese Aspekte sollen kurz dargestellt werden.

Auslegung der religiösen Texte: Der Koran

Grundsätzlich kann etwas aus religiöser Sicht nur dann als verboten, also haram, eingestuft werden, wenn es dazu klare und eindeutige Texte im Koran oder in den Hadithen, also die Aussagen des Propheten Muhammad, gibt. Betrachtet man den Koran, so zeigt sich, dass es keine eindeutigen Texte bezüglich der Beurteilung von Musik und Musikinstrumenten gibt, sondern mehrdeutige Stellen, die von einigen als Indiz für ein Musikverbot herangezogen werden. Als Beispiel kann hier der folgende Koranvers angeführt werden:

„Und unter den Menschen gibt es solche, die leeres Gerede vorziehen, um (die Menschen) ohne Wissen von Allahs Weg irrezuführen, um (sie) zu verspotten. Solchen (Menschen) wird eine schmachvolle Strafe zuteil.“ (Koran, 31:6)

Hier ist die Rede von Menschen, die „leeres Gerede“ bevorzugen, um erstens andere vom Weg Gottes abzubringen und zweitens um sie zu verhöhnen. Hier ist nicht direkt von Musik die Rede, sondern von leeren Worten. Einige Gelehrte der Frühzeit haben dieses leere Gerede als Musik gedeutet.

Was ist der Hintergrund dieses Koranverses? Es wird berichtet, dass zur Zeit der Offenbarung des Korans ein Polytheist aus Mekka namens Nadr bin Haris immer dann, wenn der Prophet Muhammad bestimmte Abschnitte aus dem Koran verkünden wollte, dies zu verhindern suchte. Er tat dies, indem er die Menschen gleichzeitig öffentlich versammelte und Geschichten und Heldentaten großer Könige und Krieger erzählte, um die Aufmerksamkeit vom Koran abzulenken. Manchmal soll er zu diesem Zweck Sängerinnen engagiert haben, die gleichzeitig sangen und tanzten, damit die Menschen sich nicht um den Propheten versammelten, sondern sich dem Gesang der Sängerinnen widmeten. Aufgrund dieses Kontextes haben einige diesen Vers als Musikverbot interpretiert, obwohl dies nicht ausdrücklich im Text steht. Andere wiederum haben argumentiert, dass, selbst wenn „leeres Gerede“ als Musik zu verstehen sei, dieser Vers sich nicht auf das Musizieren an sich beziehe, sondern wenn, dann auf die Instrumentalisierung der Musik durch Menschen, die damit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vom Koran auf den Gesang zu lenken versuchten.

Wir können hier also ganz klar einen Grund erkennen, warum leeres Reden (und damit möglicherweise auch Musik) haram sein kann und mit einer schändlichen Strafe verbunden ist. Nämlich dann, wenn sie mit dem Ziel gemacht wird, die Botschaft des Qur’an durch die Musik zu verschleiern, sich über sie lustig zu machen und jemanden davon abzuhalten, sich mit der Religion zu beschäftigen. Dieser Vers drückt also kein explizites Verbot von Musik aus, sondern verurteilt ein bestimmtes Verhalten, zu dem Musik, aber auch andere Medien eingesetzt werden können.

Die Hadithe

In den Hadithen, d.h. den Aussprüchen und Handlungen des Propheten Muhammad, finden wir ausführlichere und differenziertere Inhalte zum Thema Musik. Einerseits ermutigte der Prophet bei vielen Gelegenheiten wie Hochzeiten, Festen oder anderen freudigen Anlässen zum Musizieren und erlaubte dementsprechend auch bestimmte Musikinstrumente wie die Trommel oder Blasinstrumente. Es gibt zahlreiche Überlieferungen, in denen Kinder oder Erwachsene in seiner Gegenwart sangen und er dies nicht unterband, sondern im Gegenteil dazu ermutigte. Andererseits verurteilte er eine bestimmte Art von Musik, die vor allem mit Alkohol, Prostitution und ausschweifendem Verhalten in Verbindung gebracht wird und in bestimmten Zusammenkünften praktiziert wird. In diesem Sinne ist ein Hadith überliefert, das nicht unumstritten ist, aber von vielen Gegnern als „Beweis“ für ein Musikverbot angeführt wird. Es lautet

„Sicherlich wird es in meiner Umma Leute geben, die Unzucht, Seide, Wein und Musikinstrumente für erlaubt erklären.“[3]

Unzucht und der Genuss von Wein sind im islamischen Recht absolut verboten, Seide hingegen steht hier für ein prunkvolles und ausschweifendes Leben, und es ist Männern verboten, seidene Kleidung zu tragen. Musik wird in diesem Hadith in einer Reihe mit diesen verbotenen Handlungen erwähnt und es wird gesagt, dass es unter den Muslimen Menschen geben wird, die diese verbotenen Aspekte für erlaubt erklären werden. Auf den ersten Blick könnte man bei wörtlichem Verständnis den Eindruck gewinnen, dass hier Musikinstrumente verboten sind.

Bei näherer Betrachtung ergibt sich jedoch ein differenziertes Bild. Einige Gelehrte vertreten nämlich die Ansicht, dass in diesem Hadith Musikinstrumente nicht an sich verboten werden, sondern nur unter den in den Hadithen genannten Begleitumständen. Schaut man sich nämlich die einschlägigen Hadithe zum Verbot von Musikinstrumenten an, die einigermaßen die Kriterien eines authentischen Hadith erfüllen, so stellt man fest, dass sie immer im Zusammenhang mit Alkohol, Ausschweifungen (Seide), Unzucht, also Trinkgelagen stehen. Das bedeutet, dass das Hören dieser Klänge nur dann verboten ist, wenn es mit etwas Verbotenem verbunden ist. Ansonsten ist es erlaubt, Musikinstrumente zu besitzen, zu spielen, zu hören oder zu lehren, wenn sie frei von all diesen Faktoren sind.

Die Verbindung von Alkohol, Musik und sexuellen Ausschweifungen ist auch unserem heutigen Kontext nicht fremd und wurde lange Zeit durch die Redewendung „Sex, Drugs and Rockn Roll“ ausgedrückt. Musik hatte schon immer die Funktion, die Stimmung zu heben, so dass man ungehemmter trinken oder sich leichter zu sexuellen Ausschweifungen hinreißen lassen konnte. Der Prophet des Islam dürfte eine ähnliche Einstellung zur Musik gehabt haben, weshalb er sehr differenziert und vorsichtig mit diesem Thema umgegangen ist.

Wir sehen also, dass der Prophet in einigen Zusammenhängen Musik erlaubt, ja sogar dazu aufruft, Musik und Gesang zur Unterhaltung und zum Vergnügen zu verwenden, während er sie in anderen Zusammenhängen scharf verurteilt und sie sogar in einem Satz mit schweren Sünden erwähnt. Aus dieser Feststellung haben sich zwei Gruppen von Meinungen herauskristallisiert:

Die erste Gruppe, die ich als Formalisten bezeichnen möchte, folgerte daraus, dass der Prophet bestimmte Instrumente wie Dafʾ, also die Trommel, bei Feiern erlaubt, alle anderen Instrumente aber verboten habe. Die zweite Gruppe von Gelehrten, die ich als Pragmatisten bezeichnen möchte, vertrat die Auffassung, es gehe nicht um die Instrumente, sondern um die verschiedenen Kontexte und Begleitumstände. Die Frage, ob ein Instrument erlaubt oder verboten ist, hängt demnach nicht vom Instrument selbst, sondern von den Begleitumständen ab. Genauso hängt die Beurteilung vom Gesang mit oder ohne Instrumente von den Inhalten ab, die gesungen werden. Weder im Koran noch in der Sunna gibt es eindeutige Texte zur Musik, sondern unterschiedliche Bewertungen. Dementsprechend können keine pauschalen Aussagen getroffen werden, sondern es muss zwischen verschiedenen Formen und Kontexten von Musik differenziert werden.

Fazit

Wir haben gesehen, dass die Offenbarungsquellen keine eindeutigen Aussagen über Musik machen, so dass die Interpretation eine entscheidende Rolle spielt. Die Wahl der Hermeneutik bei der Interpretation hängt oft von der generellen Bewertung einer Handlung und der zugestandenen individuellen Verantwortung ab. Die Befürworter eines Verbots neigen dazu, die Offenbarungsquellen wörtlich zu interpretieren und verfolgen einen präventiven Ansatz, der auf der Annahme negativer Einflüsse von Musik beruht. Dies führt zu der Forderung, ihren Konsum präventiv zu verbieten. Diejenigen, die von einer grundsätzlichen Erlaubnis ausgehen, verfolgen eher einen sinnorientierten Ansatz, indem sie nach dem Sinn und Zweck der negativen Bewertung bestimmter Musikinstrumente fragen. Solange die Musik nicht die oben genannten negativen Eigenschaften aufweist, ist der Konsum und das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. Die Befürworter einer grundsätzlichen Zulässigkeit von Musikinstrumenten erkennen an, dass diese sowohl positive als auch negative Einflüsse haben können. Daher müsse ein bewusster Umgang mit Musik gepflegt werden, der es ermögliche, zwischen nützlichen und schädlichen Einflüssen zu unterscheiden, was in der heutigen Musikindustrie auch dringend notwendig sei. Dieser Ansatz kann als verantwortungsbewusster Ansatz charakterisiert werden, der es jedem Einzelnen überlässt, zu beurteilen, ob eine bestimmte Form von Musik als nützlich oder schädlich zu betrachten ist. Die meisten Theologen differenzieren heute und lehnen ein generelles Verbot ab.

Für den schulischen Kontext bedeutet dies, dass das gemeinsame Singen und das Spielen von Instrumenten im Unterricht nach mehrheitlicher muslimischer Auffassung erlaubt ist und positiv zur Entwicklung der Kinder beitragen kann. Wenn Kinder jedoch auf die Bedenklichkeit des Singens oder des Spielens von Musikinstrumenten hinweisen und diese als „haram“ bezeichnen, ist es hilfreich, das offene Gespräch mit den Kindern zu suchen, ohne ihre Sichtweise pauschal abzuwerten oder zu problematisieren. Oft stecken keine religiösen Gründe dahinter, sondern Einstellungen, die sich aus dem Hören und Erzählen ergeben. Solche Einwände können gerne als Gesprächsangebote genutzt werden, um über die differenzierte Haltung des Islam zur Musik zu sprechen und auch auf die vielen Beispiele des Propheten Muhammad im Umgang mit Gesang und Instrumenten hinzuweisen.

Musik verführt nicht nur zum Verbotenen und spricht die niederen Triebe an, sondern ist tief in der menschlichen Natur verankert. Das ästhetische Grundbedürfnis des Menschen nach Schönheit, nach schönen Klängen, nach Harmonie, die an das Göttliche erinnert, kann durch Musik befriedigt werden. Der Islam in seiner mehrheitlichen Auslegung durch die Muslime ist keine Religion, die diese Grundbedürfnisse des Menschen behindert oder gar verbietet, solange sie nicht mit seelischen oder körperlichen Schäden verbunden sind. Das Singen oder das Erlernen eines Musikinstruments ist daher nicht pauschal als unislamisch zu betrachten, sondern kann sogar als Weg der Gottesnähe dienen.

Anhang: Fatwas zum Thema Musik:

Hier sollen einige Fatwas in der deutschen Übersetzung genannt werden, die zeigen, dass die Mehrheitsmeinung diesbezüglich sehr differenziert ist.

Fatwa der Diyanet:

„Im Koran und in der Sunna gibt es keine Beweise dafür, dass die Beschäftigung mit Musik und das Hören von Musik absolut sündhaft ist. Im Gegenteil, es ist bekannt, dass es Aussagen des Gesandten Allahs (s.a.s.) gibt, die als Indiz dafür gelten können, dass Musik grundsätzlich erlaubt ist. Die Frage des Urteils über das Musizieren und das Hören von Musik ist von den islamischen Gelehrten ausführlich diskutiert worden, und es wurde viel dafür und dagegen gesagt. Wenn man die Meinungen der Parteien zusammen mit ihren Begründungen auswertet, kommt man zu dem Schluss, dass Musik nicht in einem absoluten Sinne verboten ist, sondern im Gegenteil grundsätzlich erlaubt ist (siehe Zayd al-Zaydāʾī, Tabyīn al-ḥaqāʾiq, 4/222).“[4]

Fatwa des ägyptischen Muftis Jad al-Haqq aus 1980:

„Das Hören von Musik, die Teilnahme an musikalischen Aktivitäten und das Studium von allen Musikrichtungen und Instrumenten ist erlaubt, solange es nicht mit unmoralischen und sündigen Handlungen einhergeht oder als Vorwand benutzt wird, um Menschen zu verbotenen Handlungen anzustiften, und solange es eine Person nicht von der Einhaltung der verpflichtenden gottesdienstlichen Handlungen (al-wajibat) ablenkt.“[5]

Auch heutige Muftis des Dar al-ifta vertreten die gleiche Meinung.

Fatwa von Yusuf al-Qaradawi:

„Im Lichte der obigen Ausführungen ist es klar, dass die Offenbarungstexte, die als Grundlage für diejenigen dienen, die behaupten, dass Singen haram ist, entweder zweideutig oder nicht authentisch sind. Keiner der Hadithe, die dem Propheten Muhammad (Friede und Segen seien auf ihm) zugeschrieben werden, ist als Beweis für das Verbotsurteil gültig. Außerdem werden alle diese Hadithe von den Anhängern von Ibn Hazm, Malik, Ibn Hanbal und Ash-Shafi`i als ’schwach‘ erklärt.“[6]

Fatwa vom Islamologischen Institut (Amir Zaidan)

„Man stellt fest, dass die Erlaubnis bzw. das Verbot von Gesang und Musik von den Inhalten, von den äußeren Umständen und von den Zielen abhängen. Kinderlieder mit islam-konformen Inhalten im Kindergarten und in der Schule sind z. B. ein gutes didaktisches Mittel zur Unterstützung des Lernens und Vermittlung von Werten. Andererseits ist Gesang mit erotischen Inhalten und Musik, welche sich der Erotik bedient, eindeutig verboten. Ein weiteres wichtiges Merkmal, um von Erlaubnis oder Verbot zu sprechen, ist die Art der Ausführung, ob dezent oder provokant, mit normalen oder mit unangemessenen Lauten wie Stöhnen usw.“ https://www.islam-wissen.com/exkurse/die-islamische-haltung-in-bezug-auf-gesang-und-musik/

Fatwa von Nureddin Yildiz:

„Alles, was unser Bewusstsein der Dienerschaft und unsere Begeisterung für den Dschihad untergräbt, ist falsch und verwerflich. Dabei spielt es keine Rolle, ob man es Musik oder etwas anderes nennt. Musik, die die Lust anregt, uns dazu bringt, der Irreführung nachzueifern, unsere Zeit vergeudet und den Platz einnimmt, an dem wir etwas Tugendhaftes tun, ist keine zulässige Musik. Es gibt Gelehrte, die sagen, dass andere Musik als diese erlaubt ist. Du kannst selbst entscheiden, was du hörst, wie und warum.“[7]

Und Ebu Bekir Sifil sagte schon 2005 in einem Zeitungsartikel, dass der Prophet (s) die Musik unter bestimmten Umständen und in bestimmten Formen erlaubte. In diesem Fall müsse man alle Überlieferungen, die sich auf das absolute Verbot der Musik beziehen, in einem eingeschränkten Sinne verstehen. [8]


Die Quelle des Beitragsbildes: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2465164

[1] Ditib Bundesverband, Ist Musik im Islam erlaubt? Ditib antwortet. https://www.youtube.com/watch?v=m1_UuLI4Tk0 (zuletzt aufgerufen am 24.09.); Egypt’s Dar al-Ifta, Musical Instruments in Islam, in: https://www.dar-alifta.org/en/fatwa/details/6870/musical-instruments-in-islam (zuletzt aufgerufen am 24.09.2024)

[2] Vgl. Thomas Bauer, Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams, 2011.

[3] Egypt’s Dar al-Ifta, Musical Instruments in Islam, in: https://www.dar-alifta.org/en/fatwa/details/6870/musical-instruments-in-islam (zuletzt aufgerufen am 24.09.2024)

[4] Diyanet Kurul: https://kurul.diyanet.gov.tr/Cevap-Ara/1010/muzigin-dindeki-yeri-nedir-?enc=QisAbR4bAkZg1HImMxXRn5PJ8DgFEAoa2xtNuyterRk%3D

[5] https://www.caribbeanmuslims.com/wp-content/uploads/2017/06/Fatwa-on-music-by-the-Grand-Mufti-and-Shaykh-of-Al-Azhar.pdf

[6] Yusuf al-Qaradawi, Music: Islamic View, https://fiqh.islamonline.net/en/music-islamic-view/.

[7] Nurettin Yildiz, Müzik harammidir, in: https://fetvameclisi.com/fetva/muzik-haram-midir

[8] Ebu Bekir Sifil, Müzik, 2005, in: https://ebubekirsifil.com/okuyucu-sorulari/muzik/

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