Während in Anlehnung an Paul Ricoeur die Verdachtshermeneutik eher für eine traditionskritische Ausrichtung steht, wird die Vertrauenshermeneutik meist als eine traditionsbewahrende Ausrichtung verstanden, wie sie paradigmatisch von Hans Georg Gadamer vertreten wurde. Mein Ansatz war es zwischen diesen beiden zu vermitteln und einen bewahrenden Umgang mit einem kritischen zu kombinieren, deshalb „kritische Vertrauenshermeneutik“. Serdar Kurnaz These, dass die beiden Begriffe Vertrauen und Verdacht der komplexen Tradition nicht gerecht werden, stimme ich insofern zu, als dass eine reine Verdachts- und reine Vertrauenshermeneutik nicht ausreichen. Er übersieht aber, dass ich gerade deshalb ja eine vermittelnde Position vorgeschlagen habe. Also eine Vertrauenshermeneutik flankiert mit einer Traditionskritik im Sinne der Wahrheitsfindung.
Eine Broschüre der Diyanet über verschiedene Fragen zur Corona-Pandemie in türkischer Sprache: Publiziert am 04.2020
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Taliban, Deobandi, Diyanet – Alles Hanafiten?
Eine bewusste Hinwendung zu einer Tradition muss nicht immer mit einer bloßen Wiederholung der Inhalte einhergehen. Sie kann ein dynamisierendes Potenzial freisetzen oder aber auch stark konservative Züge annehmen. Die beteiligten Akteure, allen voran die Gelehrten, beziehen sich immer wieder auf ihre Umwelt und interpretieren, ordnen und systematisieren Traditionsbestände neu, legen einen neuen Fokus, erweitern oder grenzen den Diskursbereich ein, wodurch die Tradition transformiert und neu geschaffen wird. Qasim Zaman hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Bezug zur Traditionin den Gelehrtendiskursen nicht immer etwas Statisches ist, sondern ein lebendiges Konzept, in dem die Praktiken der Gegenwart über einen Bezug zu einer Vergangenheit ausgehandelt werden. Die Grenzen und Möglichkeiten eines solchen Prozesses hängen von vielen internen und externen Faktoren ab. Je nach den sozialen, ökonomischen und politischen Kontexten kann ein Traditionalismus entweder dynamisierende oder konservative Züge beinhalten.
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (7)
Abstract: Ottoman court registers (sicill-s, sijillāt) are known for being major sources in social, economic and legal history during the 15th-19th centuries. Undoubtedly, these judicial archives were products of applied law; whether they followed the jurists' sharia-law requirements remains disputed. My talk inquires into the registers' function as "living archives" that safeguarded individuals' legal rights... Weiterlesen →
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (6)
Abstract: Much has been written about the Maliki fatāwā literature and attention has been especially paid to al-Wansharīsī's (d. 914/1508) compilation. But why were such works written? Were there different types? Were they written at specific times? I will first review the chronology and typology of the fatāwā compilations written in the Islamic West (al-Andalus, Sicily... Weiterlesen →
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (5)
Abstract: This talk explores how legal treatises (rasāʾil) were essential sites for the development and expansion of Islamic legal schools’ (madhāhib) positions. I propose that rasāʾil along with legal edicts (fatāwā)––besides legal commentaries (shurūḥ) and manuals (mutūn)––were the prime loci where jurists had to contend with rapid social, political, and economic changes. Although these legal treatises were... Weiterlesen →
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (4)
Abstract: The ḥāshiya (gloss/supercommentary) is a characteristic literary genre of postclassical Muslim scholarship. In the field of Sunni Islamic law, the ḥāshiya became the central site at which the dominant teaching of each school of law was elaborated, making earlier works obsolete. At the same time, the ḥāshiya operated within the influential “hierarchy of jurists” model developed in the thirteenth century,... Weiterlesen →
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (3)
The presentation is part of a monthly lecture series organized by the Project “Canonization and Diversification in Islamic Law and in Arabian Rhetoric in Comparison” situated in the collaborative Research Centre (SFB 1385) at the Münster University, in cooperation with Program in Islamic Law at Harvard Law School and the Faculty of Theology at Istanbul... Weiterlesen →
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (2)
Abstract: Maliki fiqh witnessed the rise of three influential epitomes (mukthasars) in the course of less than 200 years that coincided with the establishment of the Mamluk state in Egypt and the Levant. The first, authored by Ibn Shas (d. 612), goes by the title ‘Iqd al-Jawahir al-Thamina. The second, authored by Ibn al-Hajib (d.... Weiterlesen →
Monthly Lectures on Islamic Legal Genres (1)
The presentation is part of a monthly lecture series organized by the Project “Canonization and Diversification in Islamic Law and in Arabian Rhetoric in Comparison” situated in the collaborative Research Centre (SFB 1385) at the Münster University, in cooperation with Program of Islamic Law at Harvard Law School and the Faculty of Theology at Istanbul... Weiterlesen →
Und dann ging’s bergab! Niedergangsparadigma im islamischen Recht
Mittlerweile ist die Dekadenztheorie, wonach die islamische Welt nach einer Blüte in eine Phase der Erstarrung und des Niedergangs gerät, in der Wissenschaft schon längst überholt und wird in dieser Form kaum noch in der Fachwelt vertreten. In der populärwissenschaftlichen Literatur ist sie aber weiterhin noch dominant. Im Folgenden soll das Niedergangsparadigma im islamischen Recht behandelt werden und die weitverbreitete Periodisierung der islamischen Rechtsgeschichte seitens muslimischer Reformdenker im 20. Jahrhundert dargestellt werden.
Hagia Sophia→Ayasofya: Ist das islamisch? Eine historische Skizze!
Die Stadt Konstantinopel wurde von den Osmanen nach einer fast zweimonatigen Belagerung am 29. Mai 1453 kriegerisch eingenommen. Die Frage, ob eine Stadt kriegerisch (ʿanwatan) oder auf friedlichem Wege durch Vertrag (sulhan) eingenommen wurde, hatte nach dem islamischen Recht konkrete rechtliche Konsequenzen für das eroberte Gebiet. Eine historische Skizze!
Rüdiger Lohlker, Islamisches Recht, Wien 2012.
Rezension: Rüdiger Lohlker, Islamisches Recht, Wien: facultas wuv / UTB 2012, 263 Seiten.Abdurrahim Kozalı / Hakkı Arslan Im Folgenden soll das im Jahre 2012 im UTB-Verlag veröffentlichte Buch Islamisches Recht von Rüdiger Lohlker besprochen werden. Rüdiger Lohlker beschäftigt sich als ein ausgewiesener Experte seit über 20 Jahren mit dem islamischen Recht und hat bereits zahlreiche... Weiterlesen →