Ist wählen haram? Warum politische Partizipation keine Glaubensfrage ist!*

Die Frage, ob Muslime an Wahlen teilnehmen dürfen, wird immer wieder kontrovers diskutiert. Besonders im Vorfeld von Wahlen tauchen in sozialen Medien und bestimmten ideologischen Kreisen Behauptungen auf, dass Wahlen haram, ja sogar eine Form von Kufr oder Schirk seien. Doch wie fundiert sind diese Aussagen? Fakt ist: Die allermeisten Muslime weltweit haben diese Frage bereits längst beantwortet. Kein ernst zu nehmender Gelehrter vertritt die Meinung, dass Wahlen pauschal als haram einzustufen sind. Auch in Deutschland besteht weitgehender Konsens darüber, dass politische Partizipation nicht nur erlaubt, sondern essenziell ist, um die Rechte der Muslime zu wahren und gesellschaftliche Prozesse mitzugestalten.

Ist Musik haram?

Die Frage nach dem Stellenwert von Musik im Islam ist vor allem unter muslimischen Jugendlichen ein kontrovers diskutiertes Thema, was sich insbesondere in den Social-Media-Kanälen beobachten lässt. Auch in Gesprächen mit muslimischen Jugendlichen im schulischen Kontext zeigt sich eine ähnliche Irritation. Aber nicht nur unter Jugendlichen in Deutschland, sondern wenn man sich die Diskussion in islamisch geprägten Ländern anschaut, sieht man, dass die religiöse Bewertung von Musik auch dort zu den umstrittensten Fragen gehört.

„Halal“-Kleidung nur für Frauen? Ungleichbehandlung der Geschlechter im Halal-Tourismus

Aus der Praxis in den sogenannten Halal-Hotels kann ich sagen, dass Männer und Frauen nicht gleich behandelt werden, bzw. für Frauen gelten strengere Regeln als für Männer und interessanterweise ist das für die allermeisten überhaupt kein Problem. Es gibt mittlerweile viele Publikationen und auch Konsumentenbefragungen über solche Hotels und da taucht dieser Punkt immer wieder als Beschwerde auf, dass Männer sich beim Baden nicht an die Halal-Regeln halten. Tatsächlich ist es so, dass in den meisten, eigentlich in allen Hotels, in denen ich war, die religiösen Bekleidungsvorschriften nur in Bezug auf Frauen thematisiert und eingehalten werden. Oder vielleicht kann man es auch so sagen: In der Regel sind es meistens nur die Frauen, die darauf achten, sich entsprechend zu kleiden.

Die Beziehung zwischen Mann und Frau wird im Islam durch statische und wandelbare Normen bestimmt. Obwohl diese Normen auf traditionellen Texten basieren, passen sie sich auch der sozialen und kulturellen Dynamik an. Fazit Diese exemplarischen Beispiele haben gezeigt, dass in den verschiedenen hier behandelten Bereichen ähnliche Muster zu beobachten sind. Es gibt einige wenige stabile Normen, die dementsprechend als unveränderlich gelten, während in Detailfragen eine ganze Bandbreite von sehr konservativen, pragmatischen oder dynamischen Auslegungen zu beobachten ist. Die unveränderlichen Normen gehen entweder auf klare Aussagen in Koran und Sunna oder auf einen tradierten Konsens der Prophetengefährten und Gelehrten zurück.

Gibt es einen islamischen Antisemitismus?

Der Islam der Vormoderne kennt keine dem christlich-europäischen Antisemitismus vergleichbare Form der Judenfeindschaft: weder in der Theologie noch in der Geschichte. Die These von der ewigen, theologisch begründeten Judenfeindschaft erweist sich damit als unhaltbar. Der gegenwärtige Antisemitismus unter Muslimen ist vor allem ein israelbezogener Antisemitismus, der auf den Nahostkonflikt zurückgeht und daher politische Wurzeln hat. Viele antisemitische Stereotype wurden im 19. und 20. Jahrhundert von christlichen Missionaren in die arabische Welt gebracht und sind größtenteils auf europäische Vorbilder und weniger auf einen spezifisch islamischen Hintergrund zurückzuführen. Dieser Antisemitismus wurde im Kontext des Nahostkonflikts theologisch aufgeladen. Deshalb ist es richtiger vom islamisierten und nicht vom islamischen Antisemitismus zu sprechen.

Gab es eine jüdisch-christliche Tradition und was hat die islamische Architektur mit der Judenfeindschaft im Europa des 19. Jahrhunderts zu tun?

So war das idealisierte Bild einer interreligiösen Harmonie zwischen Juden und Muslimen nicht nur Ausdruck einer jüdischen Romantik, der Sehnsucht nach einem goldenen Zeitalter in der Vergangenheit, sondern diente auch als politisches Druckmittel, um das christliche Europa herauszufordern, der jüdischen Minderheit die Freiheit zu garantieren, die sie im Zuge der Aufklärung und der Französischen Revolution errungen hatte. Gleichzeitig gab es unter den großen Dichtern und Denkern des 19. Jahrhunderts ein reges Interesse an der islamischen Hochkultur. Die intensive Beschäftigung mit der islamischen Kultur war bei jüdischen Intellektuellen auch mit der Hoffnung verbunden, dass durch die Verbindung mit der islamischen Hochkultur auch das Jüdische in Europa aufgewertet würde. Denn der Islam hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in Deutschland neben den typischen Stereotypen auch eine große Anziehungskraft auf große Denker und Dichter ausgeübt. Damit sind wir bei der im Titel gestellten Frage, was islamische Architektur mit der Judenfeindschaft im Europa des 19. Jahrhunderts zu tun hat?

Einheitliche Gebetszeitenkalender für muslimische Religionsgemeinschaften in Deutschland ab 2023

Die Gebetszeitenkalender für das Jahr 2023 wurden gedruckt und zum ersten Mal werden die meisten Moscheen in Deutschland und in Europa einheitliche Gebetszeiten haben. Die ersten offiziellen Gespräche begannen im Jahre 2016 und nach einer fünfjährigen Arbeit konnte man sich tatsächlich auf eine gemeinsame Gebetszeitenberechnung für ganz Europa einigen. Auf der Istanbuler Konferenz am 26-27. September 2021 wurde der Entschluss mitgeteilt, dass der gemeinsame Kalender 2023 in allen Moscheen der teilnehmenden Verbände eingeführt werden soll. Warum war überhaupt ein einheitlicher Kalender notwendig und welche Erleichterungen sind dadurch entstanden?

Welchem Kalender folgst du? Das Problem der Gebetszeitenkalender muslimischer Religionsgemeinschaften in Deutschland.

Wir haben momentan in Deutschland die Situation, dass tatsächlich fast jede muslimische Religionsgemeinschaft einen eigenen Kalender mit eigenen Berechnungsmethoden hat. Das bedeutet, dass man in einer einzigen Stadt mindestens 5-6 verschiedene Kalender hat, in größeren Städten wie Köln, Hamburg oder Berlin mit einer vielfältigeren religiösen Landschaft gibt es dementsprechend noch mehr. Der Grund liegt vor allem in der unterschiedlichen Berechnung der Zeiten für das Nacht- und Morgengebet in den Sommermonaten. Muslime in Deutschland haben sich bislang nicht auf einen einheitlichen Weg einigen können

Warum eine Vertrauenshermeneutik legitim ist!

Während in Anlehnung an Paul Ricoeur die Verdachtshermeneutik eher für eine traditionskritische Ausrichtung steht, wird die Vertrauenshermeneutik meist als eine traditionsbewahrende Ausrichtung verstanden, wie sie paradigmatisch von Hans Georg Gadamer vertreten wurde. Mein Ansatz war es zwischen diesen beiden zu vermitteln und einen bewahrenden Umgang mit einem kritischen zu kombinieren, deshalb „kritische Vertrauenshermeneutik“. Serdar Kurnaz These, dass die beiden Begriffe Vertrauen und Verdacht der komplexen Tradition nicht gerecht werden, stimme ich insofern zu, als dass eine reine Verdachts- und reine Vertrauenshermeneutik nicht ausreichen. Er übersieht aber, dass ich gerade deshalb ja eine vermittelnde Position vorgeschlagen habe. Also eine Vertrauenshermeneutik flankiert mit einer Traditionskritik im Sinne der Wahrheitsfindung.

Dürfen Muslime Christen zum Weihnachten gratulieren? Eine Fiqh-Perspektive!

In diesem Blogartikel soll die Frage behandelt werden, ob es für Muslime islamrechtlich erlaubt ist, Christen zu ihren Festen (Weihnachten, Ostern, Silvester etc.) zu gratulieren. Eigentlich haben die Muslime in Deutschland diese Frage schon längst geklärt und es hat sich die Praxis etabliert, dass Muslime ganz selbstverständlich ihren christlichen und jüdischen Nachbarn, Freunden, Kollegen etc. zu ihren Festen gratulieren und umgekehrt ebenso. Dennoch wird diese Frage immer wieder von manchen Kreisen zur Diskussion gestellt und in Online-Plattformen sind häufig Fatwas zu finden, die genau das Gegenteil behaupten; nämlich, dass die Beglückwünschung zu nichtmuslimischen Festen nicht erlaubt sei. Worum geht es in diesen Diskussionen? Was ist der Grund für die Meinungsverschiedenheit und wie geht man aus islamrechtlicher Sicht mit dieser Frage um?

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