Die Frage, ob Muslime an Wahlen teilnehmen dürfen, wird immer wieder kontrovers diskutiert. Besonders im Vorfeld von Wahlen tauchen in sozialen Medien und bestimmten ideologischen Kreisen Behauptungen auf, dass Wahlen haram, ja sogar eine Form von Kufr oder Schirk seien. Doch wie fundiert sind diese Aussagen? Fakt ist: Die allermeisten Muslime weltweit haben diese Frage bereits längst beantwortet. Kein ernst zu nehmender Gelehrter vertritt die Meinung, dass Wahlen pauschal als haram einzustufen sind. Auch in Deutschland besteht weitgehender Konsens darüber, dass politische Partizipation nicht nur erlaubt, sondern essenziell ist, um die Rechte der Muslime zu wahren und gesellschaftliche Prozesse mitzugestalten.
Die Beziehung zwischen Mann und Frau wird im Islam durch statische und wandelbare Normen bestimmt. Obwohl diese Normen auf traditionellen Texten basieren, passen sie sich auch der sozialen und kulturellen Dynamik an. Fazit Diese exemplarischen Beispiele haben gezeigt, dass in den verschiedenen hier behandelten Bereichen ähnliche Muster zu beobachten sind. Es gibt einige wenige stabile Normen, die dementsprechend als unveränderlich gelten, während in Detailfragen eine ganze Bandbreite von sehr konservativen, pragmatischen oder dynamischen Auslegungen zu beobachten ist. Die unveränderlichen Normen gehen entweder auf klare Aussagen in Koran und Sunna oder auf einen tradierten Konsens der Prophetengefährten und Gelehrten zurück.
Gibt es einen islamischen Antisemitismus?
Der Islam der Vormoderne kennt keine dem christlich-europäischen Antisemitismus vergleichbare Form der Judenfeindschaft: weder in der Theologie noch in der Geschichte. Die These von der ewigen, theologisch begründeten Judenfeindschaft erweist sich damit als unhaltbar. Der gegenwärtige Antisemitismus unter Muslimen ist vor allem ein israelbezogener Antisemitismus, der auf den Nahostkonflikt zurückgeht und daher politische Wurzeln hat. Viele antisemitische Stereotype wurden im 19. und 20. Jahrhundert von christlichen Missionaren in die arabische Welt gebracht und sind größtenteils auf europäische Vorbilder und weniger auf einen spezifisch islamischen Hintergrund zurückzuführen. Dieser Antisemitismus wurde im Kontext des Nahostkonflikts theologisch aufgeladen. Deshalb ist es richtiger vom islamisierten und nicht vom islamischen Antisemitismus zu sprechen.
Gab es eine jüdisch-christliche Tradition und was hat die islamische Architektur mit der Judenfeindschaft im Europa des 19. Jahrhunderts zu tun?
So war das idealisierte Bild einer interreligiösen Harmonie zwischen Juden und Muslimen nicht nur Ausdruck einer jüdischen Romantik, der Sehnsucht nach einem goldenen Zeitalter in der Vergangenheit, sondern diente auch als politisches Druckmittel, um das christliche Europa herauszufordern, der jüdischen Minderheit die Freiheit zu garantieren, die sie im Zuge der Aufklärung und der Französischen Revolution errungen hatte. Gleichzeitig gab es unter den großen Dichtern und Denkern des 19. Jahrhunderts ein reges Interesse an der islamischen Hochkultur. Die intensive Beschäftigung mit der islamischen Kultur war bei jüdischen Intellektuellen auch mit der Hoffnung verbunden, dass durch die Verbindung mit der islamischen Hochkultur auch das Jüdische in Europa aufgewertet würde. Denn der Islam hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in Deutschland neben den typischen Stereotypen auch eine große Anziehungskraft auf große Denker und Dichter ausgeübt. Damit sind wir bei der im Titel gestellten Frage, was islamische Architektur mit der Judenfeindschaft im Europa des 19. Jahrhunderts zu tun hat?
Taliban, Deobandi, Diyanet – Alles Hanafiten?
Eine bewusste Hinwendung zu einer Tradition muss nicht immer mit einer bloßen Wiederholung der Inhalte einhergehen. Sie kann ein dynamisierendes Potenzial freisetzen oder aber auch stark konservative Züge annehmen. Die beteiligten Akteure, allen voran die Gelehrten, beziehen sich immer wieder auf ihre Umwelt und interpretieren, ordnen und systematisieren Traditionsbestände neu, legen einen neuen Fokus, erweitern oder grenzen den Diskursbereich ein, wodurch die Tradition transformiert und neu geschaffen wird. Qasim Zaman hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Bezug zur Traditionin den Gelehrtendiskursen nicht immer etwas Statisches ist, sondern ein lebendiges Konzept, in dem die Praktiken der Gegenwart über einen Bezug zu einer Vergangenheit ausgehandelt werden. Die Grenzen und Möglichkeiten eines solchen Prozesses hängen von vielen internen und externen Faktoren ab. Je nach den sozialen, ökonomischen und politischen Kontexten kann ein Traditionalismus entweder dynamisierende oder konservative Züge beinhalten.
Und dann ging’s bergab! Niedergangsparadigma im islamischen Recht
Mittlerweile ist die Dekadenztheorie, wonach die islamische Welt nach einer Blüte in eine Phase der Erstarrung und des Niedergangs gerät, in der Wissenschaft schon längst überholt und wird in dieser Form kaum noch in der Fachwelt vertreten. In der populärwissenschaftlichen Literatur ist sie aber weiterhin noch dominant. Im Folgenden soll das Niedergangsparadigma im islamischen Recht behandelt werden und die weitverbreitete Periodisierung der islamischen Rechtsgeschichte seitens muslimischer Reformdenker im 20. Jahrhundert dargestellt werden.
Hagia Sophia (Teil 2): Der religiöse Pluralismus im Osmanischen Reich nach 1453
Etwa 100 Jahre später also hat sich der Traum von Sultan Mehmed II. verwirklicht und Qustantiniyya wurde zu einer kosmopolitischen Weltstadt mit Menschen aus allen Weltgegenden. Zwischen dem 15. und dem 20. Jahrhundert betrug die Anzahl der Nichtmuslime (darunter verschiedene christliche und jüdische Denominationen) in Istanbul immer konstant zwischen 40 und 45%, was auch den Durchschnitt im gesamten Reich repräsentierte.
Averroes als Salafist! Warum Ibn Rušd in der islamischen Welt keine Berücksichtigung fand?
Die Erzählung vom „Goldenen Zeitalter“ und „Niedergang“ der islamischen Philosophie In der gängigen Historiographie der islamischen Philosophie wird die Zeit vom 9.-11. Jahrhundert als das goldene Zeitalter des philosophischen Denkens im Islam dargestellt, an dessen Höhepunkt sich das geistige Schaffen Ibn Sīnās (gest. 1037) befindet. Mit der Machtübernahme der Seldschuken in Bagdad und den philosophie-kritischen... Continue Reading →
Jüdisch-muslimische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart
BEGEGNUNG VON JUDEN UND MUSLIMEN IM ‚MITTELALTER' Diese schöne Geschichte von einem Juden wurde mir von Musa ibn Muhammad al-Qabbab aus Cordoba berichtet, dem Muezzin in der heiligen Moschee in Mekka - möge Gott sich seiner erbarmen. Es war das Jahr 599 [nach der Hidschra/1203 n.Chr.]. Er erzählte mir von einem Mann aus Kairouan, der... Continue Reading →